Pflegebetten sind in Pflegeheimen meist mehr als 10 Jahre im Einsatz. Bei der Neubeschaffung treten immer wieder die gleichen Fragen auf. Aus meiner Sicht ist es wichtig, alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen. Denn der Neukauf verursacht neben dem Kaufpreis langfristige Auswirkung auf Pflege, Technik, Reinigung und Patient. Daher teile ich hier meine Erfahrung zur Frage: Was muss ich beim Kauf eines Pflegebettes beachten?
Hinweis vorab: Der folgende Beitrag enthält persönliche Erfahrungen und Vorschläge des Verfassers. Wir befassen uns mit der Prüfung, Wartung und Reparartur von Pflegebetten und beraten bei Beschaffung und Entsorgung. Bei der Begleitung der Beschaffung erhalten wir keine Provisionen der Hersteller sondern unterstützen Betreiber von Gesundheitseinrichtungen auf Honorarbasis herstellerunabhängig.
Unabhängige Beratung und Einbezug aller Beteiligten
Seit 2011 werden wir immer wieder zu geplanten Neubeschaffungen von Pflegebetten und Klinikbetten hinzugerufen. Die Situation vor Ort ist jeweils unterschiedlich. Problematisch ist, dass der jeweils mit der Beschaffung Beauftragte den Kauf der Betten meist nur aus seiner eigenen Sicht sieht. Daher ist es wichtig, alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen. Denn die Pflegekraft setzt an ein Pflegebett völlig andere Schwerpunkte als der preisbewusste Einkauf oder die wartungsorientierte Haustechnik. Zudem ist die Meinung der Reinigungskraft wichtig. Denn die Unterhaltsreinigung hängt von vielen Faktoren ab. Neben den Kaufkosten können durch Einbezug aller Beteiligten sowie einer externen Meinung die erwartbaren Gesamtkosten während der Lebensdauer besser eingeschätzt werden. Man spricht hier von den TOC (total costs of ownership).
Die Gesamtkosten während der Lebensdauer im Blick
Technisches Gerät erzeugt während seiner Lebensdauer weit mehr Kosten als nur den Kaufpreis. Im Gesundheitswesen kosten zudem Aufwand für Reinigung und Instandsetzung viel Geld. Der geschickte Einbezug der künftig zuständigen Bereiche kann Folgekosten und absehbare Probleme vorab sichtbar machen. Zudem sind selbsterklärende und gut handhabbare Pflegebetten wichtig. Denn nur dann bewahrt der Patient seine Eigenständigkeit. Und die Pflegekraft wird von vermeidbaren Hilferufen durch den Patienten entlastet. Andernfalls entstehen durch Mehraufwand bei der Arbeitszeit immense Folgekosten. Die Gesamtkosten während der Lebensdauer sezten sich zusammen aus dem Kaufpreis zuzüglich aller Kosten, die bis zur Entsorgung des Pflegebettes entstehen. Diese Kosten werden besser abschätzbar, wenn alle Beteiligten vor Beschaffung geschickt eingebunden werden.
Beispiel anhand Abwägung Beschaffung Stiegelmeyer ELVIDO oder LIBRA
Im Folgenden sehen Sie eine kurze Arbeitsliste. Einer unserer Kunden hat uns gebeten, ihn bei der Abwägung zur neuen Beschaffung von Pflegebetten zu unterstützen. Dabei hat er Pflegebetten des Herstellers Stiegelmeyer zur Auswahl. Das ELVIDO würde der Pflege gefallen. Für das Pflegebette LIBRA lag ihm ein Sonderangebot vor. Der Einkauf hätte somit einen Favoriten beim günstigen Preis. Aber was ist die richtige Entscheidung? Und was muss ich beim Kauf eines Pflegebettes beachten? Wir wurden zur Klärung hinzugerufen. Dabei haben wir vorgeschlagen, alle mit ins Boot zu holen, die später am Betrieb des Pflegebettes beteiligt sind. Mit einer Arbeitsliste werden zielführende Gespräche mit den Fachbereichen möglich.
1) Einbezug von Pflege und Reinigung
A) Fahrrollen 50mm oder 100mm? (100mm nur bei Elvido möglich, Punktlastfähigkeit des Bodenbelags klären)
B) out of bed mit Schwesternrufanlage? (wenn ja, dann Elvido mit OOB !!! flex !!!)
C) Risiko Kollisionsbereich zwischen Bett und 24V Steckernetzteil? Tipp: 230V-Variante ELVIDO bei Instandhaltung preiswerter
D) Wandabweiser zwischen Bett und Wand notwendig?
E) Kabelhalter für Ruftaster am Aufrichterholm sinnvoll? (Ruftaster damit besser erreichbar durch Patient, weniger Kabelschäden für Haustechnik)
F) Patientengerechtes Bedienteil HB400 oder elegante Variante mit nur 4 Tasten und einem Display?
Hinweis zu F) Das HB400 bedeutet Arbeitsentlastung für Pflegepersonal durch weniger Rückfragen und Hilferufe von Patienten zur Bedienung
2) Einbezug von Technik und Einkauf
Die größten Folgekosten verrusachen nach meiner Erfahrung Schäden durch Betttransfer und Höhenverstellung. Bei Beschaffung sollten neben dem Kaufpreis auch die Kosten über 10 Jahre betrachtet werden
A) statt den Steckernetzteilen bitte Bettvariante mit 230V-Stecker anfragen
B) optionale Wandabweiser anfragen
C) optionale Wandabweiserrollen Horizonatal und Vertilal für Kopfseite anfragen
3) Einbezug des Patienten / Bewohner
Viele Patienten kommen mit dem häufig bestellten 4-Tasten-Bedienteil NICHT zurrecht.
Daher empfehle ich
A) das Bedienteil HB400 mit einzelnen Funktionstasten
B) Kabelhalter am Aufrichteholm
Obige Übersicht ist ein Beispiel, wie durch Dialog vor dem Kauf von Pflegebetten Alle mit beteiligt werden können
Fazit zum Beitrag: Was muss ich beim Kauf eines Pflegebettes beachten
Es lohnt, sich mit allen Beteiligten abzustimmen. Denn durch den Einbezug der unterschiedlichen Fachbereiche wird Folgeaufwand besser sichtbar. Und neben den Gesamtkosten während der Lebenszeit lässt sich zudem so die Akzeptanz der neuen Pflegebetten bei allen Beteiligten deutlich erhöhen. Viele Folgekosten sind durch Perspektivwechsel vorhersehbar. Und Zufriedenheit bei Beschäftigten und Patienten ist im Gesundheitswesen ebenfalls wertvoll. Wir unterstützen Sie gern.
