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Covid-19: Sind schwere Verläufe vorhersehbar?

Als Medizintechniker wundere ich mich, dass viele symptomatische Menschen erst dann ins Krankenhaus gehen wenn sie es nicht mehr selbst schaffen. Zugleich haben enorm viele Studien zu Covid-19 stattgefunden. Zwischen der Erkrankung und der Eskalation auf Intensiv vergehen viele Tage. Können diese Tage genutzt werden? Sowohl die Kosten für das Gesundheitswesen als auch die körperliche und seelische Belastung aller Beteiligten sind bei schweren Verläufen immens. Ich stelle mir die Frage: Sind schwere Verläufe eigentlich vorhersehbar?

Lesezeit ca. 5 Minuten.

Audio-Version Covid-19: Sind schwere Verläufe vorhersehbar?

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Seit Anfang des Jahres 2020 befinden wir uns in Deutschland in pandemischer Lage. Seither ist viel Zeit vergangen. Durch globale Beobachtung und Forschung wurde viel Wissen gesammelt. Politische Entscheider nutzen jedoch stur Erziehungsmaßnahmen sowie Verwaltungsakte zur Bekämpfung der Pandemie. Zugleich werden Erkrankte streng isoliert. Und sind oft sich selbst überlassen. Für alleinstehende Menschen ist dies fatal. Zum einen aufgrund der eigenen Angst, wie die nächsten Tage wohl werden. Zum anderen durch den Anspruch es nun allein schaffen zu müssen. Die Erkrankung schreitet über Tage voran. Es vergeht wertvolle Zeit. Bis der Mensch unter Umständen per Notarzt eingeliefert und erst dann engmaschig stationär überwacht oder gleich direkt Intensiv betreut wird. Ich stelle mir die Frage: Gibt es da etwas um vorbeugend zu reagieren?

Sind schwere Covid-19 Verläufe vorhersehbar?

Die SYNLAB Holding hat bereits im März 2020 kurz nach Ausbruch der Pandemie in Deutschland eine Interpretationshilfe zu Laborwerten bei der Covid-19-Erkrankung online gestellt. Diese Interpretationshilfe wurde einige Monate danach aktualisiert. Bereits hier rückten unter anderem Kreatinin und Harnstoff in den Fokus.

Laut der Limbach Gruppe in Heidelberg (link) gibt es seit November 2020 einen Leitfaden wonach durch Laboruntersuchungen Parameter feststellbar sind, die auf schwere Verläufe hindeuten. So lassen unter anderem CRP, Ferritin, Kreatinin, Harnstoff und weitere Kontrollpunkte Rückschlüsse auf die Wahrscheinlichkeit schwerer Verläufe zu. Auch hier rückten unter anderem Kreatinin und Harnstoff in den Fokus was auf häufige Beteiligung der Niere schließen lies. (link)

Die Universitätsklinik Göttingen stellte im Mai 2020 eine Möglichkeit vor per Urinprobe schwere Verläufe vorherzusagen (link). Die Erbenisse dazu scheinen einen hohen Anteil an der später folgenden Entwicklung der Firma DiaPat zu haben, welche einige Monate später beim BfArM zugelassen wurde.

Das Unternehmen DiaPat hat im Frühjahr 2021 eine Urinprobe vorgestellt mit der ebenfalls schwere Verläufe laut Firmenangaben mit einer Genauigkeit von 90% vorhersehbar sind. Die Technologie beruht auf der bereits anderweitig bewährten Proteom-Analyse. Dabei scheinen die Erkenntnisse der Uni Göttingen aus Mai 2020 mit eingeflossen zu sein. Die Entwicklung hierzu wurde sogar durch das Bundesministerium für Gesundheit gefördert. Eine Pressemitteilung zum Covid Urintest der Firma DiaPat auf aerzteblatt.de finden Sie über diesen Link.

Produktvideo der Firma DiaPat zur Vorsorgeuntersuchung

Video zum Vorsorge-Test Corona-Verlauf der Firma DiaPat.

Im Vergleich zu den durch stationäre oder sogar intensivmedizinische Versorgung entstehenden hohen Kosten relativiert sich der Preis der Testung von weniger als 1.000 Euro pro Proband (link zum Produkt). Insbesondere in Kombination mit Kurzanamnese und Begleitung durch Blutbild und klinische Chemie. Diese Testung ist zudem in zahlreichen deutschen Kliniken möglich (siehe Ende der Seite des folgenden Links). Die Vorteile liegen auf der Hand: Es besteht die Möglichkeit bei Feststellung der Infektion oder Sympomatik gezielt für den Patienten in die nahe Zukunft zu sehen. Ebenso können dem Patienten frühzeitig abmildernde Therapien angeboten werden.

Zum Schluss ein Blick über den Rand der Schulmedizin. Dieser Blick führt mich zu alternativen Ansätzen. Hier ist in der weiten Welt des Internets Vorsicht gefragt. Im Folgenden Video finde ich die diagnostischen Ansätze sowie die Möglichkeiten zur Bestimmung von Einzelwerten interessant (video Prof. Spitz und Dr. Wiechert).

Fazit

Für mich als Mitarbeiter im Gesundheitswesen ist es nicht nachvollziebar, warum wir in Deutschland weiter auf Verwaltung und politische Launen setzen, anstatt neue Erkenntnise und Möglichkeiten einzusetzen. Ja, es ist aktuell scheinbar noch nicht so leicht oder noch nicht bekannt schwere Verläufe exakt vorherzusagen. Aber es scheint ein Fehler zu sein, positiv getestete und erkrankte Menschen kalt zu isolieren. Anstatt die Menschen einer Anamnese, Begleitung und Überwachung zuzuführen. Insbesondere bei Risikopatienten. Es ist das Ziel des Gesundheitswesens alle Menschen gleich zu behandeln. Und Leid zu mildern oder abzuwenden. Derzeit bin ich mir nicht sicher, ob dies auch das Ziel der lageführenden Entscheider ist.

Danksagung

Mein Dank gilt an die Menschen, mit denen dieser Artikel in zahlreichen Gesprächen und Diskussionen entstanden ist. Und die mich fachlich mit Tipps und Wissen begleitet haben.

1 thought on “Covid-19: Sind schwere Verläufe vorhersehbar?

  1. […] Aktuell werden Corona-positiv getestete Menschen in Quarantäne geschickt. Dies basiert auf der rechtlichen Grundlage des Infektionsschutzesetzes (IfsG). Und dann? Wo bleibt die Differentialdiagnose? Die Frühtherapie? Und wo die Telemedizin? Wenn unsere Gesellschaft, Politik und Medizin diesen Menschen erst dann hilft, wenn sich diese zum Beispiel mit Atemnot melden, ist die Quarantäne dann unterlassene Hilfeleistung? Und wenn der Mensch wegen unterlassener medizinischer Begleitung dann zu spät im Krankenhaus erscheint. Oder sogar direkt auf Intensivstation muss. Und Spätfolgen hat oder gar verstirbt. Ist die „Quarantäne“ dann sogar Beihilfe zu Körperverletzung? Oder etwa Mord? Oder hat es danach einfach (mal wieder) keiner gewusst? Ich bin fassungslos. Einfach nur fassungslos über das, was gerade passiert. Niemand spricht über die Telemedizin bei Risikopatienten. Kein Medium schreibt oder spricht über die Möglichkeit der Frühdiagnostik vor schwerem Verlauf. Ganz zu schweigen von vorbeugender Therapie nach Anamnese oder gar eine Diagnose (link zum Beitrag: Vorhersagbarkeit schwerer Verläufe). […]

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