Unser Betriebsausflug bei ELKOBA führte uns im Sommer 2021 ins fränkische Seenland. Weit zurück in die Zeit des kalten Krieges an einen verlassenen Ort. Seit 1963 befindet sich unter der Berufsschule Gunzenhausen ein verstecktes Hilfskrankenhaus. Noch heute beschleicht die Besucher ein beklemmendes Gefühl. Zugleich beeindrucken die Dimension und die technischen Details. Hier finden Sie den Beitrag zum nachhören. Sowie zahlreiche Bilder und Details zum Bunkerkrankenhaus Gunzenhausen.
Das Hilfskrankenhaus in Gunzenhausen ist als weitreichende Bunkeranlage konzipiert. Der Bau began 1963. Und der Betrieb endete erst Mitte der 1990er Jahre. Gebaut wurde das Hilfskrankenhaus mit fast 4 Millionen D-Mark Dies entspricht im Jahr 2021 etwa 10 Millionen Euro. Zweck der Anlage war die Vorsorge für einen kriegerischen Angriff auf die Metropolregion Nürnberg. Die Entfernung zwischen Nürnberg und der damaligen CSSR betrug lediglich 100km. Dazwischen liegt der Truppenübungsplatz Grafenwöhr (link). Der Standort Gunzenhausen liegt ca. 50km südlich vom Großraum Nürnberg-Fürth entfernt. Bei einem atomaren Angriff wären Patienten des Klinikums Fürth in dieses unterirdische Krankenhaus verlegt worden. Aus heutiger Sicht ist es kaum fassbar, welch technischer, materieller und finanzieller Aufwand für Krisenvorsorge in Deutschland betrieben wurde. Denn bis zur Ahrtalkatastrophe 2021 wurden bundesweit sogar Sirenen demontiert und der Bevölkerungsschutz immer weiter reduziert.
Bunkerkrankenhaus Gunzenhausen in Betrieb bis 1996
Noch heute lagert zur Ausstellung im Bunkerkrankenhaus Gunzenhausen medizinisches Material und Gerät. Im Rahmen einer Führung haben wir sehr viel über die Ausstattung und die Szenarien für den V-Fall erfahren. Neben Küche und Kleiderlager sind viele technische Anlagen vorhanden. Die Reserven an Diesel hätten das Notstromaggregat über viele Wochen versorgen können. Der OP-Saal wurde für medizinische Eingriffe vorgehalten. Heute erleben wir, wie Krankenhäuser vielerorts geschlossen werden und Kliniken über Personalmangel klagen. Vor nur wenigen Jahrzehnten war Deutschland komplett anders aufgestellt. Mit Fall des Eisernen Vorhangs endete die Notwendigkeit vom Hilfskrankenhaus Gunzenhausen.
Kleiner funfact am Rande: Kurz vor dem Unfall in Tschernobyl wurde in Deutschland das bundesweite Netz zur Messung von Radioaktivität in Betrieb genommen. Dieses ODL-Messnetz für Radioaktivität ist bis heute noch immer aktiv (link). Im Gegensatz dazu wurden Sirenen in Deutschland ab den 1990er Jahren erst in kommunale Hand überführt. Und dann aus Kostengründen dort demontiert. Erst nach der Flut im Ahrtal wurden der Aufbau und Betrieb von Sirenen erst wieder gefördert (link BBK).
Nach dem Mauerfall bekam das Bunkerkrankenhaus für kurze Zeit eine neue Aufgabe. Zuerst zur Aufnahme von Übersiedlern aus der ehemaligen DDR. Und erneut kurz nach dem Sturz von Diktator Ceaușescu in Rumänien. Zahlreiche Deutschstämmige flüchteten aus ihrem Heimatland. Zu deren Erstaufnahme und zur Registierung wurde das Bunkerkrankenhaus Gunzenhausen reaktiviert.
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Bunkerkrankenhaus Gunzenhausen als Musteranlage
Laut einiger Quellen war dieses Hilfskrankenhaus der Prototyp. Während des Kalten Krieges entstanden allein in Bayern 44 Hilfskrankenhäuser. Rechtsgrundlage hierzu war das „Erste Gesetz über Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung“ von 1957. Wenig bekannt ist, dass nur knapp 50km entfernt zu Gunzenhausen im oberpfälzischem Parsberg unter dem Förderzentrum ein fast baugleiches Hilfskrankenhaus stand. Vorbild hierzu war ebenfalls die Bunkerklinik in Gunzenhausen. Im Prototyp Gunzenhausen schützt eine 60cm dicke und mit Blei geschirmte Wand vor radioaktiver Gewalt. Auf knapp 4.000qm hätten ca. 600 Schutzbedürftige sowie Beschäftigte für Medizin, Technik und Versorgung Platz finden müssen. Während der vielen Bereitschaftsjahre fanden einige Übungen für den Ernstfall im Hilfskrankenhaus Gunzenhausen statt. Interessant dazu war auch die geringe Entfernung zum Munitionsdepot in Langlau am Brombachsee. Dort wurde bis Mitte der 1990er Jahre militärisches Material gelagert, wodurch im Verteidigungsfall mit medizinischen Notfällen unter Krisenlage zu rechnen war.
Brauchen wir weiter Bunker?
Beim Begriff muss zwischen Schutzräumen und Bunkern unterschieden werden. Während Bunker militärischen Angriffen stand halten, sollen Schutzräume der Zivilbevölkerung in Krisen Raum für Schutz und Versorgung bieten. So plädiert zum Beispiel Mirko Krumm von Warnamt II e.V. (link) für den Erhalt und den Neubau von Schutzräumen. Denn laut ihm stellen großflächiger Stromausfall oder Unfälle in Industrieanlagen weiterhin Risiken für die Bevölkerung dar. Es wirkt völlig surreal, wenn man im Jahr 2021 im Ahrtal vor Ort die Verwüstung durch die Flut sieht. Und zugleich steht nur wenige hundert Meter weiter die still gelegte Bunkeranlage Marienthal.
Vorbereitet für den Ernstfall im Hilfskrankenhaus Gunzenhausen
Spannend fanden wir, wie sich unser Team von ELKOBA sofort mit der Funktion, sowie möglichen Reparaturen und Wartungen der technischen Anlagen befasst hat. Denn wir bei ELKOBA übernehmen die Wartung, Prüfung und Instandsetzung von technischem Gerät im Gesundheitswesen. Dabei sind wir spezialisiert auf Klinikbetten und Pflegebetten. Und davon gab es im Hilfskrankenhaus Gunzenhausen zu Hochzeiten über 400 Stück. Die gut beschrifteten Schalter und Anzeigen der technischen Anlagen im Hilfskrankenhaus Gunzunhausen lassen Technikherzen höher schlagen. Ebenso wie das ausgestellte Servicebuch zum dortigen Notstromaggregat mit OM 327 Motor von Mercedes-Benz. Damals war es selbstverständlich, dass technisches Gerät selbst reparierbar sein musste.
Eine kurze Recherche in der benachbarten Oberpfalz zeigt: Das dortige, unterirdische Hilfskrankenhaus Parsberg wird dem Neubau eines Gesundheitszentrums weichen. Und so verschwinden nun viele Bunker und Anlagen zum Zivilschutz für neue Projekte. Als vermutlich einzige Anlage in Deutschland bleibt das Hilfskrankenhaus Gunzenhausen jedoch weiter erhalten und besuchbar. Eben so lange, wie kommunalen Finanzen und der bauliche Zustand den Erhalt zulassen. Denn der Betrieb als Museum verursacht weiter Kosten, die durch die Stadt selbst zu tragen sind. Nach Ende des kalten Krieges hat sich der Bund von der Verantwortung für die Unterhaltskosten zurückgezogen.
Besichtigung auf Anfrage weiterhin möglich
Ein herzliches Dankeschön an die Stadt Gunzenhausen sowie unseren fachkundigen Begleitern für die spannende Führung. Wir hoffen sehr, dass dieser besondere lostplace in Bayern noch lange ein erlebbarer Ort deutscher Geschichte bleibt. Denn sowohl Krankenhäuser als auch der Katastrophenschutz stehen aktuell stark in der Diskussion. Mehr zum besuchbaren Bunkerkrankenhaus Gunzenhausen finden Sie unter http://hilfskrankenhaus.gunzenhausen.de/
Impressionen Hilfskrankenhaus Gunzenhausen
Unser Team der ELKOBA war begeistert von der Führung. Bei der anschließenden Einkehr wurden die Erlebnisse nochmal gemeinsam besprochen. Nachdem es im Internet bisher relativ wenige Bilder zum Bunkerkrankenhaus in Gunzenhausen gibt, geben wir hier Einblick in verschiedene Räume und Bereiche. Abonnieren Sie unseren Newsletter. Für mehr spannende Einblicke in aktuelle Technik und verlassene Orte auf ELKOBA.com.
Wie bekommt man eine Führung im Bunkerkrankenhaus Gunzenhausen?
Termine und Infos zu Führungen gibt es beim Tourismusbüro der Stadt Gunzenhausen (link). Per eMail und Telefon bekommt man schnell und freundlich eine Auskunft. Die Führungen sind kostenpflichtig. Eine Terminvereinbarung ist notwendig.
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