Elkos tauschen im Medizingerät – darf man das?

Darf man Kondensatoren in Medizingeräten einfach selbst ersetzen?

Ein lauter Knall im Patientenzimmer. Frau Müller aus Zimmer 2104 erwacht erschreckt aus Ihrem Schlaf. Der Arzt hat ihr Ruhe verordnet. Für ca. 14 Uhr steht bei ihr Physiotherapie auf dem Plan. Denn nach ihrer Knieoperation soll sie schon in wenigen Tagen nach Hause entlassen werden. Doch nach dem Knall ist an Ruhe nicht mehr zu denken. Sie sucht hastig den Notknopf am Schwesternruf. Ein leichter Schmorgeruch breitet sich im Patientenzimmer aus. „Ob ich jetzt gleich die Feuerwehr rufen soll?“ Schwester Gerda rennt herbei und öffnet die Tür. Sie ist Krankenschwester der alten Schule und steht kurz vor dem Ruhestand. Lächelnd geht sie zur Infusionspumpe und trennt das Medizingerät vom Stromnetz. „Wieder mal eine“ murmelt sie kopfschüttelnd. „Das ist nun schon die Dritte in diesem Jahr. Keine Sorge“, sagt sie beruhigend zu Frau Müller. „Ich bringe das Gerät in die Medizintechnik. Und wir lüften sofort das Zimmer durch.“

Nürnberg / Fürth 2025: Elektrische Geräte an 230V werden mit Wechselspannung versorgt. Diese Wechselspannung muss im Gerät auf Gleichspannung gewandelt werden. Hierbei spielen Elektrolytkondensatoren seit Jahrzehnten eine große Rolle. Denn moderne Mikrocomputer, Display und Motoren brauchen eine saubere Gleichspannung zum Betrieb. Leider unterliegen diese Elektrolytkondensatoren einem technischen Verschleiß. Zudem können Fehler in der Konstruktion zu vorzeitiger Alterung führen. Und gelegentlich sind am Markt gefälschte oder minderwertige Bauteile im Umlauf, was manchmal erst nach vielen Jahren Betrieb auffällt. Die Folge ist ein vorzeitiger Ausfall des Gerätes. Hin und wieder kommt es dabei zu einer kleinen Explosion innerhalb des Gerätes, so wie im Patientenzimmer von Frau Müller. Dabei kosten diese Elektrolytkondensatoren nur Cent-Beträge. Aber wie geht es in der Werkstatt des Krankenhauses weiter? Wenn so ein Kondensator kaputt ist, darf der Medizintechniker dieses Bauteil im Medizingerät ersetzen? Die ELKOBA Service GmbH führt diese Arbeiten für Kunden regelmäßig durch.

Reparatur Medizingerät Elkos tauschen ELKOBA
Reparatur Medizingerät Elkos tauschen ELKOBA

Darf ein Medizintechniker elektrische Bauteile austauschen?

Der Medizintechniker verfügt entweder über ein abgeschlossenes Studium. Oder er hat eine spezielle Technikerschule besucht. Um diese Technikerschule zu besuchen muss jedoch eine abgeschlossene Ausbildung im Bereich Mechanik oder Elektronik nachgewiesen werden. Durch eine Ausbildung im Bereich Elektro erhält man meist die Qualifikation zur Elektrofachkraft. Noch einfacher war es in den 1970er und 1980er Jahren. Denn in den Anfangsjahren der Medizintechnik gab es weder Studiengänge noch Technikerschulen. Und somit waren Radio- und Fernsehtechniker aus dem Handwerk in der Medizintechnik sehr gefragt. Das Lesen von Schaltplänen, Fehlersuche und Lötarbeiten bei Röhrenfernsehern und vielen Medizingeräten war damals ähnlich. Bei heutigen Berufseinsteigern ist es oft notwendig, praktische Fähigkeiten neu zu lernen. Hierbei ist privates Basteln mit Elektronik in der Freizeit hilfreich. Oder durch Praktika in einer Werkstatt mit „alten Hasen“.

In den Jahren 1960 bis 1990 brachten  Radio- und Fernsehtechniker als Quereinsteiger viel praktisches Wissen mit.
In den Jahren 1960 bis 1990 brachten Radio- und Fernsehtechniker als Quereinsteiger viel praktisches Wissen für Reparaturen in der Medizintechnik mit.

Welche Voraussetzungen braucht der Medizintechniker zur Reparatur?

Entscheidend sind auch heute noch die berufliche Qualifikation, praktische Erfahrung, die räumliche Ausstattung sowie die Leitlinien durch den Arbeitgeber. Wenn alle vier Stellen eine Arbeit an Medizingeräten auf Bauteilebene zulasssen, dann darf auch ein Elko im Medizingerät gewechselt werden. Eine ausführliche Prüfung des Gerätes nach Reparatur ist zwingend erforderlich. Die erledigten Arbeiten und Prüfergebnisse werden heutzutage nicht mehr in Ordnern sondern digital im klinikinternen CAFM-System dokumentiert.

Zwischen Obszoleszenz und Verschleiß

Aber warum kommt es überhaupt zum Ausfall von Elektrolytkondensatoren? Hierzu muss man ein bißchen in die Technik einsteigen. Wenn im Medizingerät aus Wechselspannung eine Gleichspannung erzeugt wird, dann braucht es einen kleinen Puffer. Diese Aufgabe wird von den Kondensatoren erledigt. Diese Arbeit mit pulsierender Gleichspannung erzeugt im Kondensator elektrischen Stress und etwas Temperatur. Wodurch es mittel- bis langfristig zu Verschleiß kommt. Wenn der Elektrolytkondensator von guter Qualität ist, dann hält das Bauteil der Belastung viele Jahre Stand. Wenn jedoch das Bauteil minderwertig ist, dann setzt der messbare Verschleiß früher ein. Zudem werden diese Kondensatoren von manchen Konstrukteuren bewusst in die Nähe von Wärmequellen plaziert. Zum Beispiel in der Nähe von Kühlkörpern. Sofern der Konstrukteur hierbei die reduzierte Haltbarkeit des Bauteils bewusst in Kauf nimmt, dann spricht man von Obszoleszenz. Also einer bewussten Verkürzung der Lebensdauer um schneller wieder neue Geräte zu verkaufen. Sowohl bei natürlicher Alterung als auch bei Obszoleszenz kann man durch vorbeugenden Austausch die Lebensdauer elektronischer Geräte erhöhen.

Entstaubter Lüfter an einem elektrischen Gerät
Entstaubter Lüfter an einem elektrischen Gerät neben Elektrolytkondensatoren

Akuter und vorbeugender Elkotausch im Medizingerät

Wenn Sie über alle Kompetenzen verfügen (berufliche Qualifikation, praktische Erfahrung, die räumliche Ausstattung sowie die Leitlinien durch den Arbeitgeber), dann können Sie elektronische Bauteile auch in Geräten der Medizintechnik reparieren. Falls bei Sichtprüfung gewölbte Deckel der Elkos erkannt oder bei den Anwendern über plötzliche Ausfälle berichtet wird, dann ist ein vorbeugender Austausch sinnvoll. Auch aus Kostensicht bietet der vorbeugende Austausch viele Vorteile. Denn dadurch wird der Eingriff planbar und teure Folgeschäden aufgrund von Kurzschlüssen, Überstrom oder Explosion können vermieden werden. In den USA und zunehmend auch in Europa befassen sich Medizintechniker mit vorbeugender Reparatur und Wartung als Leitlinie (Preventive Maintenance). Zugleich kann durch Beseitigung von Staub oder andere Ursachen zu Wärmestau an elektronischen Bauteilen die Haltbarkeit von Medizingeräten erhöht werden.

Vertrauen Sie auf ihre Qualifikation und Erfahrung. Und auch wenn man heutzutage vom Hersteller keine Schaltpläne mehr zum Medizingerät erhält. Mit gründlicher Sichtprüfung sowie elektrischen Messungen mittels Multimeter und Oszilloskop sind auch in den 2020er und 2030er Jahren oft noch klassische Reparaturen an elektrischen Geräten möglich. Gern übernimmt die ELKOBA Service GmbH für Sie den Austausch von Kondensatoren an Geräten der Medizintechnik.

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